Exzerpte.

Zur digitalen Erschließung und Edition einer besonderen Text-Bild- Konstellation am Beispiel Johann Joachim Winckelmanns

Exzerpt-Portal

Projektbeschreibung

Im Rahmen des vom BMBF geförderten Verbundprojekts der Universität Halle-Wittenberg und der TU Darmstadt soll erstmals die hybride Formation des Exzerpts in den Mittelpunkt eines Digital-Humanities-Vorhabens gestellt werden. Das Projekt widmet sich dabei einer Lese- und Schreibtechnik, deren Bedeutung für die neuzeitliche Wissensproduktion und Theoriebildung, aber auch für zentrale Fragen der Autorschaft bislang nicht angemessen gewürdigt worden ist. Eine besondere Schärfung dürfte in diesem Zusammenhang die zentrale theoretische Frage erhalten, was Autorschaft überhaupt ausmacht und wie sich Autorschaft zu Begriffen verhält, die in der Neuzeit immer häufiger als deren Gegenpole verstanden werden, wie etwa Epigonalität, Reproduktion oder Plagiat.

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In der Absicht, einen direkten Beitrag zur theoretischen, methodischen und technischen Weiterentwicklung der Digital Humanities zu liefern, verfolgt das Projekt zwei konkrete Ziele:

  1. die digitale Edition einer exemplarisch ausgewählten kunsttheoretischen Schrift, Johann Joachim Winckelmanns Gedancken über die Nachahmung (1. Auflage 1755; 2., erweiterte Auflage 1756), die mittels der Verknüpfung dreier Korpora – gelesene Quellen, Exzerpte aus diesen Quellen, gedruckte Schrift Winckelmanns – die lange Kette der textlichen und bildlichen Tradierung bzw. Transformation sichtbar macht;
  2. die Entwicklung einer digitalen Methodik zum Auffinden semantischer Querverbindungen zwischen einer gegebenen Exzerptsammlung, den dafür verwendeten Quellen und einem oder mehreren daraus entstandenen Werken.

Langfristiges Ziel ist die Schaffung eines nachhaltigen Portals, das sowohl ein Repositorium von Exzerptbeständen bildet als auch Möglichkeiten der digitalen Edition und damit der hermeneutischen Auswertung solcher Dokumente bietet. Exzerptsammlungen, die in der Literatur-, Wissenschafts- und Archivgeschichte bisher kaum wahrgenommen worden sind, sollen auf diese Weise einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und mit Hilfe der entwickelten digitalen Analysewerkzeuge neue Forschungen generieren. Das Beispiel Winckelmanns übernimmt hier die Rolle eines Goldstandards. Das Verbundprojekt umfasst eine geisteswissenschaftliche und eine informatische Komponente (Universität Halle), deren enge Verschränkung durch eine integrative dritte Komponente (TU Darmstadt) gewährleistet wird, die die Möglichkeiten und Grenzen einer Digitalen Philologie theoretisch und praxeologisch reflektiert.

Quellen

Winckelmanns archäologisch-kunsthistorisches Werk speist sich zu einem großen Teil aus bereits vorliegender Literatur, die er gemäß einer alten gelehrten Praxis in großem Umfang exzerpiert hat.

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Exzerpte

Seit seiner Jugend hatte Johann Joachim Winckelmann Exzerpthefte geführt, in die er einer alten gelehrten Tradition gemäß Auszüge aus den von ihm gelesenen Büchern eintrug.

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Werk

Winckelmanns erste, 1755 publizierte Schrift, die Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Wercke in der Mahlerey und Bildhauer-Kunst, kann als „Gründungsurkunde“ einer mit der Mitte des 18. Jahrhunderts einsetzenden „neuen gräkomanischen Bewegung“ (W. Barner) gelten.

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